
Gold und Zentralbanken: Warum kaufen Staaten das Edelmetall?
Für viele Zentralbanken ist Gold ein strategischer Teil ihrer Währungsreserven. In den vergangenen Jahren ist die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall deutlich gestiegen. Diese Entwicklung beeinflusst nicht nur die Goldreserven einzelner Staaten, sondern auch die internationalen Goldmärkte. Vor allem nach wirtschaftlichen und geopolitischen Krisen haben immer mehr Notenbanken begonnen, ihre Reserven gezielt durch Goldkäufe zu ergänzen.
In diesem Ratgeber erfährst du, warum Zentralbanken Gold kaufen, wie sich diese Goldkäufe entwickelt haben und welche Länder besonders aktiv sind. Du bekommst außerdem einen Überblick darüber, welchen Einfluss das Verhalten der Zentralbanken auf den Goldpreis hat und welche strategische Bedeutung Gold für Länder weltweit gewinnt.
Absicherung: Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank kaufen Gold, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren und sich gegen Inflation zu schützen.
Goldbestände: Laut World Gold Council (WGC) ist die Nachfrage von Zentralbanken nach Gold seit der Finanzkrise 2008 deutlich gestiegen, wobei Länder wie China, Russland und die Türkei zu den aktivsten Käufern gehören.
Gründe: Notenbanken kaufen Gold, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern und auf internationale Sanktionen zu reagieren.
Auswirkungen: Der Goldkauf von Zentralbanken wirkt sich langfristig auf den globalen Goldpreis und Markt aus.
Warum kaufen oder halten Zentralbanken Gold?
Goldreserven erfüllen für Zentralbanken verschiedene Funktionen, die weit über den reinen Materialwert des Edelmetalls hinausgehen. Gründe für einen Goldkauf durch Zentralbanken können unter anderem sein:
Absicherung gegen geopolitische Unsicherheiten
Gold gilt als krisenresistentes Edelmetall und verliert auch in politisch instabilen Zeiten nicht an Bedeutung. Zentralbanken halten Goldreserven, um im Falle internationaler Spannungen, Handelskonflikte oder militärischer Auseinandersetzungen eine verlässliche Reserve unabhängig von einzelnen Währungen zu besitzen. Da Gold weltweit handelbar ist und nicht von Staaten eingefroren werden kann, bietet es eine verlässliche Absicherung gegen geopolitische Risiken.
Diversifikation der Währungsreserven
Zentralbanken halten neben Fremdwährungen wie dem US-Dollar oder dem Euro auch Gold, um ihre Währungsreserven breiter aufzustellen. Diese Diversifikation soll das Risiko reduzieren, das mit einer zu starken Abhängigkeit von einzelnen Währungen oder Wirtschaftsräumen verbunden ist. Staaten kaufen Gold als wertstabile Reserve ohne Emittentenrisiko.
Schutz vor Inflation
Das Verhältnis von Inflation und Gold beeinflusst maßgeblich die Reservepolitik vieler Zentralbanken. Wenn die Kaufkraft von Fiat-Währungen durch steigende Verbraucherpreise sinkt, bleibt Gold wertstabil. Deshalb setzen Zentralbanken auf Goldreserven, um ihre Währungsreserven in inflationsanfälligen Phasen abzusichern.
Goldkäufe als Strategie gegen Dedollarisierung und Sanktionen
Einige Notenbanken tätigen gezielt Goldkäufe, um ihre Abhängigkeit vom US‑Dollar zu verringern. Diese sogenannte „Dedollarisierung“ soll verhindern, dass Währungsreserven durch internationale Sanktionen eingefroren oder blockiert werden können. Gold lässt sich unabhängig von westlich dominierten Finanzsystemen lagern und handeln, weshalb es in politisch sensiblen Ländern eine strategische Funktion im Umgang mit wirtschaftlichem Druck von außen übernimmt.
Historische Stellung
Gold hat eine lange Tradition als monetäres Asset und diente über Jahrhunderte hinweg als Grundlage vieler Währungssysteme. Bis in die 1970er-Jahre war der internationale Zahlungsverkehr eng an den Goldstandard gebunden. Auch nach dessen Ende blieb Gold als Bestandteil der Währungsreserven vieler Zentralbanken erhalten. Die Historie des Goldpreises zeigt, dass das Edelmetall besonders in Krisenzeiten an Bedeutung gewinnt, weshalb Staaten bis heute Gold kaufen, um die Stabilität ihrer Währungsreserven langfristig zu sichern.
Stabilität und Vertrauen der Währung
Goldreserven gelten als sichtbares Signal für wirtschaftliche Solidität. Halten Zentralbanken einen ausreichend großen Goldbestand, kann das das Vertrauen in die Stabilität der nationalen Währung stärken – besonders in Ländern mit instabiler Inflation oder schwankender Geldpolitik. Eine Notenbank kauft Gold dementsprechend nicht nur als Wertspeicher, sondern auch als Mittel zur Absicherung des monetären Fundaments.
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Jetzt startenWie haben sich die weltweiten Goldreserven der Zentralbanken entwickelt?
Gold ist für viele Zentralbanken eine strategische Reserve, besonders in wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten. Die Entwicklung des weltweiten Goldbestandes zeigt, wie sich das Vertrauen in das Edelmetall im Laufe der Jahre verändert hat. Die folgenden Zahlen beruhen auf Daten des World Gold Council (WGC), der regelmäßig die Goldreserven von Notenbanken weltweit auswertet.
Bei historischer Betrachtung wird der weltweite Anstieg der Goldreserven von Zentralbanken seit 2008 deutlich. Diese Entwicklung verläuft nicht zufällig: Besonders Ereignisse wie die globale Finanzkrise 2008, die Eurokrise, der Ukrainekrieg oder wachsender Druck durch Sanktionen haben dazu geführt, dass viele Notenbanken gezielt Gold kauften, um ihre Währungsreserven krisenfester zu machen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in aktuellen Umfragen wider. Laut dem „Central Bank Gold Reserves Survey 2025“ des World Gold Council planen 43% der befragten Zentralbanken, ihre Goldbestände im kommenden Jahr zu erhöhen. 76% gehen davon aus, dass der Anteil von Gold an ihren Währungsreserven in den nächsten fünf Jahren steigen wird. Besonders relevant: Gold wird nicht mehr nur passiv gehalten. 44% der Zentralbanken managen ihre Bestände inzwischen aktiv, um gezielt auf geopolitische und wirtschaftliche Risiken zu reagieren.
Welche Länder halten besonders viel Gold – und warum?
Im Rahmen ihrer Währungsreserven setzen viele Zentralbanken weltweit auf Gold. Die folgende Übersicht zeigt die Top 10 Länder nach Goldreserven im vierten Quartal 2024, gemessen in Tonnen.
USA: 8.133,46 Tonnen Goldreserven
Deutschland: 3.351,53 Tonnen Goldreserven
Italien: 2.451,84 Tonnen Goldreserven
Frankreich: 2.437,00 Tonnen Goldreserven
Russland: 2.332,74 Tonnen Goldreserven
China: 2.279,56 Tonnen Goldreserven
Schweiz: 1.039,94 Tonnen Goldreserven
Indien: 876,18 Tonnen Goldreserven
Japan: 845,97 Tonnen Goldreserven
Niederlande: 612,45 Tonnen Goldreserven
Hinweis zur Datenlage: Die offiziellen Angaben zu den Goldreserven von Zentralbanken sind mit Unsicherheiten verbunden. Einige Länder veröffentlichen ihre Zahlen nicht regelmäßig oder nur mit Verzögerung. Der WGC erhebt die Daten auf Basis nationaler Berichte und stellt sie quartalsweise zur Verfügung. Für das erste Quartal 2025 liegen derzeit (Stand: 25. Juni 2025) noch nicht von allen Ländern aktuelle Angaben zu den Goldreserven vor. Daher basiert die folgende Übersicht auf den zuletzt verfügbaren Daten aus dem vierten Quartal 2024.
Einige Länder – wie die USA, Deutschland oder Italien – verfügen historisch bedingt über umfangreiche Goldbestände, die seit Jahrzehnten weitgehend stabil geblieben sind. Für sie ist Gold ein konstanter Baustein ihrer Währungs- und Geldpolitik. Andere Länder hingegen haben ihren Goldkauf in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet. Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung bei China, Russland und der Türkei, die aus unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Gründen verstärkt auf das Edelmetall setzen.
Chinas Goldreserven: Große Schritte mit langen Pausen
China zählt heute zu den größten Haltern von Goldreserven weltweit – doch der Ausbau erfolgte nicht kontinuierlich, sondern in klar abgegrenzten Phasen. Statt regelmäßiger Zukäufe nutzt die chinesische Notenbank das Edelmetall offenbar als strategisches Reserveinstrument, um auf geopolitische und wirtschaftliche Entwicklungen zu reagieren.
Der Anteil von Gold an Chinas Währungsreserven hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Ziel ist es, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern, wirtschaftliche Risiken abzufedern und die eigene Währung in einem zunehmend geopolitisch geprägten Umfeld zu stärken.
Russlands Goldbestände – Goldkauf besonders in geopolitischen Spannungen
Russland zählt zu den Ländern mit dem stärksten Anstieg der Goldreserven in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Die russische Notenbank hat ihren Goldbestand besonders seit der globalen Finanzkrise 2008 erheblich ausgeweitet.
Russlands Zentralbank nutzt das Edelmetall, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren und unabhängiger vom US-Dollar zu werden. Die gezielte Umverteilung weg von Anlagen in der US-Währung hin zu Gold gilt bei der russischen Notenbank als Teil einer Strategie der Dedollarisierung, die angesichts westlicher Sanktionen zunehmend an Bedeutung für Russland gewonnen hat.
Der hohe Goldanteil an den russischen Währungsreserven gilt als gezielte Reaktion auf wirtschaftliche Risiken und politische Spannungen. Laut dem WGC zählt Russland seit Jahren zu den aktivsten staatlichen Käufern mit spürbarem Einfluss auf die globale Nachfrage und den langfristigen Goldpreis.
Türkei: Starker Anstieg der Goldreserven
Die Türkei hat ihren Goldbestand in den vergangenen Jahren massiv erhöht und zählt damit zu den aktivsten Zentralbanken beim Ausbau ihrer Währungsreserven.
Während die Goldreserven über mehrere Jahre konstant bei rund 116 Tonnen lagen, setzte danach ein deutlicher Anstieg ein. Besonders seit 2017 ist ein starker Zuwachs bei den Nettokäufen zu beobachten. Die Türkei entwickelte sich in nur wenigen Jahren zu einem der größten Nettokäufer unter den Schwellenländern. Dieser Anstieg könnte im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Unsicherheit und einem wachsenden Misstrauen gegenüber Fiat-Währungen stehen.
Wie beeinflusst es den Goldpreis, wenn Zentralbanken Gold kaufen?
Zentralbanken gelten als wichtige Akteure am internationalen Goldmarkt. Ihr Verhalten beeinflusst nicht nur das Angebot und die Nachfrage nach dem Edelmetall, sondern hat auch unmittelbare Auswirkungen auf den Goldpreis. Diese Effekte lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
Erhöhte Nachfrage durch strategische Goldkäufe
Wenn Zentralbanken Gold kaufen, steigt die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall spürbar. Viele Marktteilnehmer deuten solche Goldkäufe von Notenbanken als Vertrauenssignal, vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Das verstärkt die Funktion von Gold als „sicherer Hafen“ und kann zu weiteren Investitionen führen. Besonders in Krisenjahren lassen sich parallel steigende Goldreserven und Preisanstiege beobachten.
Sinkendes Angebot auf dem freien Markt
Ein Großteil der von Notenbanken gekauften Goldbestände wird langfristig gehalten und verschwindet dadurch aus dem Markt. Wenn also etwa eine Notenbank Gold kauft, reduziert sich das verfügbare Angebot. In Kombination mit steigender Nachfrage kann das zu Preissteigerungen führen. Dieser Effekt wirkt sich besonders deutlich aus, wenn große Länder, etwa China oder Russland, über Jahre hinweg zu Nettokäufern werden, also regelmäßig mehr Gold kaufen als verkaufen.
Einfluss der Zinspolitik auf die Attraktivität von Gold
Ein weiterer Faktor ist die Zinspolitik der Zentralbanken. Wenn die Zinsen niedrig sind, verlieren klassische Anlagen wie Staatsanleihen an Reiz. Edelmetalle wie Silber und Gold werden dadurch attraktiver. Auch Zentralbanken passen in solchen Phasen ihre Reserven an und kaufen häufiger Gold, wie zum Beispiel nach der Finanzkrise 2008 oder während der Pandemie 2020.
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Hier registrierenFazit: Goldreserven als strategisches Instrument von Zentralbanken
Zentralbanken weltweit nutzen Goldreserven, um ihre Währungsreserven zu stabilisieren und wirtschaftliche sowie geopolitische Risiken abzufedern. Die Goldkäufe von Notenbanken haben seit der Finanzkrise 2008 deutlich zugenommen, besonders in Ländern wie China, Russland oder der Türkei.
Diese Entwicklung wirkt sich nicht nur auf die globale Nachfrage aus, sondern beeinflusst auch langfristig den Goldpreis – und damit auch deine Entscheidung, ob und wie du in Edelmetalle investieren möchtest. Kennst du die Strategien der Zentralbanken, kannst du besser verstehen, wie sich Gold im internationalen Finanzsystem positioniert.
Häufige Fragen zum Thema Gold und Zentralbanken
Wie hoch sind die Goldreserven der Deutschen Bundesbank?
Die Deutsche Bundesbank verfügt aktuell über rund 3.351 Tonnen Gold. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland hinter den USA auf Platz zwei und ist damit führend in Europa.
Die Bundesbank betont regelmäßig in ihren Berichten, dass die sichere Lagerung und Rückführung des Goldes ein zentrales Ziel ihrer Goldstrategie sei. Der Großteil der Goldreserven wird inzwischen in Frankfurt am Main gelagert, ein Teil liegt weiterhin bei der Bank of England und der Federal Reserve Bank in New York. Im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken veröffentlicht die Bundesbank regelmäßig detaillierte Berichte zur Verteilung ihrer Goldreserven.
Wo und wie kaufen die Zentralbanken Gold?
Zentralbanken kaufen Gold überwiegend über den Over the Counter-Markt, also außerhalb öffentlicher Börsen. Die Käufe erfolgen oft direkt über spezialisierte Banken oder über internationale Institutionen. Transaktionen bleiben häufig vertraulich, um Marktreaktionen zu vermeiden. Besonders bei großvolumigen Goldkäufen von Zentralbanken, wie sie etwa von China oder der Türkei bekannt sind, spielt auch der Zeitpunkt eine strategische Rolle.
In welcher Form kaufen Zentralbanken Gold?
Gekauft wird meist physisches Gold in Form von Good Delivery-Barren mit einem Gewicht von 400 Unzen (rund 12,5 Kilogramm). Diese Angaben entsprechen internationalen Standards und gelten als gängige Form zur Aufnahme in die staatlichen Goldreserven. Manche Notenbanken lagern ihr Gold im Ausland, etwa bei der Federal Reserve oder der Bank of England.
Dürfen Zentralbanken Gold verkaufen?
Ja, Zentralbanken dürfen Gold verkaufen, allerdings geschieht das nur selten. In den letzten Jahren dominierte bei den meisten Staaten eine klare Käuferrolle. Wenn Notenbanken doch Gold verkaufen, geschieht das meist aus praktischen Gründen, etwa um ihre Reserven neu zu strukturieren. Insgesamt bleibt der Trend jedoch klar: Weltweit wird deutlich mehr Gold gekauft als verkauft.
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