Definition: Was ist ein gleitender Durchschnitt?
Ein gleitender Durchschnitt ist laut Definition ein statistisches Verfahren, das genutzt wird, um Datenreihen über einen bestimmten Zeitraum zu glätten. Besonders in der technischen Analyse findet er Anwendung, da er hilft, Trends zu erkennen und kurzfristige Kursschwankungen zu filtern. Durch die Berechnung eines Durchschnittswerts aus einer festgelegten Anzahl an Datenpunkten entsteht eine dynamische Linie, die sich mit jedem neuen Wert aktualisiert.
Dieses Instrument wird häufig verwendet, um die allgemeine Richtung eines Markts zu bestimmen und wichtige Signale wie Kauf- oder Verkaufspunkte zu identifizieren. Es liefert einen klareren Überblick über die Kursbewegungen und unterstützt so die Entscheidungsfindung bei Investments. Gleitende Durchschnitte sind einfach anzuwenden und bieten eine wertvolle Grundlage für fundierte Marktanalysen.
Arten von gleitenden Durchschnitten
Gleitende Durchschnitte gibt es in verschiedenen Varianten, die sich vor allem in ihrer Berechnungsweise unterscheiden. Die beiden bekanntesten Typen sind der einfache gleitende Durchschnitt (SMA – Simple Moving Average) und der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA – Exponential Moving Average). Beide dienen dazu, Kursbewegungen zu analysieren, und haben jeweils spezifische Vor- und Nachteile, die sich je nach Trading Strategie nutzen lassen.
Einfacher gleitender Durchschnitt
Der einfache gleitende Durchschnitt (SMA) ist die grundlegende Form eines Moving Averages. Hierbei wird der Durchschnitt der Schlusskurse über eine bestimmte Anzahl an Tagen oder Perioden berechnet. Zum Beispiel ergibt ein 10-Tage-SMA den Mittelwert der letzten zehn Schlusskurse. Sobald ein neuer Schlusskurs hinzukommt, fällt der älteste Kurswert aus der Berechnung heraus, wodurch die Linie dynamisch bleibt.
Diese Methode ist besonders beliebt bei Einsteigern, da sie leicht zu berechnen und zu verstehen ist. Der SMA hilft, die allgemeine Richtung eines Trends zu erkennen und dient oft als Grundlage für Kauf- oder Verkaufssignale, vor allem in Verbindung mit anderen Indikatoren. Allerdings reagiert der SMA langsamer auf plötzliche Kursänderungen, da Trader alle Datenpunkte gleich gewichten.
Exponentieller gleitender Durchschnitt
Der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA) legt hingegen mehr Gewicht auf die jüngsten Kursbewegungen. Das geschieht durch die Anwendung eines Gewichtungsfaktors, der aktuelle Datenpunkte stärker berücksichtigt. Dadurch ist der EMA sensibler für kurzfristige Veränderungen und eignet sich besonders für Trader, die schnelle Marktbewegungen nutzen möchten.
Ein Vorteil des EMA ist seine Fähigkeit, aktuelle Trends schneller zu erfassen, was ihn für kurzfristige Trading Strategien und volatile Märkte attraktiv macht. Gleichzeitig kann seine höhere Sensitivität dazu führen, dass er häufiger auf kurzfristige Schwankungen reagiert, die nicht immer von Bedeutung sind.
Gleitender Durchschnitt – ein Beispiel
Ein praktisches Beispiel für einen gleitenden Durchschnitt ist ein 10-Tage-SMA (Simple Moving Average). Angenommen, die Schlusskurse der letzten zehn Handelstage lagen bei 100 Euro, 102 Euro, 101 Euro, 103 Euro, 105 Euro, 107 Euro, 108 Euro, 110 Euro, 109 Euro und 111 Euro. Der einfache gleitende Durchschnitt wird berechnet, indem diese Werte summiert und durch die Anzahl der Tage (10) geteilt werden. In diesem Fall ergibt sich ein SMA von 105,60 Euro.
Dieser Wert repräsentiert den durchschnittlichen Schlusskurs der letzten zehn Tage und zeigt die allgemeine Richtung des Trends. Mit jedem neuen Handelstag wird der älteste Schlusskurs aus der Berechnung entfernt und der neueste hinzugefügt, wodurch der gleitende Durchschnitt stets aktuell bleibt. Auf einem Kurschart wird dieser Wert als Linie dargestellt, die die Kursentwicklung glättet und Schwankungen reduziert.
In der Praxis könnte ein Trader diesen SMA nutzen, um zu erkennen, ob der aktuelle Kurs über oder unter dem Durchschnitt liegt. Liegt der Kurs über dem gleitenden Durchschnitt, deutet das oft auf einen Aufwärtstrend hin. Liegt er darunter, könnte ein Abwärtstrend vorliegen.
Warum einen 10-Tage-SMA statt eines 50- oder 200-Tage-SMA?
Die Wahl der Periode hängt von der Trading Strategie ab:
Kurzfristige Trader nutzen 10- bis 20-Tage-SMAs, um schnelle Signale für kurzfristige Marktbewegungen zu erhalten
Swing-Trader (Trader, die Positionen über mehrere Tage bis Wochen halten) setzen 50-Tage-SMAs ein, um mittelfristige Trends zu identifizieren
Langfristige Investoren bevorzugen 100- oder 200-Tage-SMAs, um große Markttrends zu erkennen und langfristige Entscheidungen zu treffen
Je nach Strategie kann also ein kürzerer oder längerer Zeitraum sinnvoll sein.
So berechnest du den gleitenden Durchschnitt
Die Berechnung eines gleitenden Durchschnitts ist einfach und kann auf verschiedene Arten erfolgen, je nachdem, ob du einen einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA) oder einen exponentiellen gleitenden Durchschnitt (EMA) nutzen möchtest. Hier zeigen wir dir beide Berechnungswege:
Einfacher gleitender Durchschnitt (SMA)
1. Daten sammeln: notiere die Schlusskurse der gewünschten Anzahl von Tagen (z.B. 10 Tage)
2. Werte summieren: addiere die Schlusskurse des gewählten Zeitraums
3. Durchschnitt berechnen: Teile die Summe durch die Anzahl der Tage
Beispiel: für einen 10-Tage-SMA mit Schlusskursen von 100 Euro, 102 Euro, 101 Euro, 103 Euro, 105 Euro, 107 Euro, 108 Euro, 110 Euro, 109 Euro und 111 Euro ergibt sich:
Summe: 1056 Euro
SMA: 105,60 Euro
Exponentieller gleitender Durchschnitt (EMA)
Der EMA berücksichtigt aktuelle Kursbewegungen stärker und ist etwas komplexer:
1. Startpunkt berechnen: verwende den SMA als Basiswert für den ersten EMA-Wert
2. Gewichtungsfaktor bestimmen: der Faktor wird mit der Formel berechnet
Gewichtungsfaktor = 2 / (Periodenanzahl + 1)
für einen 10-Tage-EMA beträgt der Faktor z.B. 0,1818.
3. EMA berechnen: verwende die Formel
EMA = (aktueller Kurs - EMA vorheriger Tag) × Gewichtungsfaktor + EMA vorheriger Tag